ist eine Hydraulikflüssigkeit, die in der hydraulischen
Übertragungseinrichtung von Fahrzeugbremsen verwendet wird. Insbesondere
versteht man hierunter die Flüssigkeiten auf Polyglykol-Basis.
Die von manchen Kfz-Herstellern (z.B. Citroën LHM)
in der Bremsanlage verwendeten Hydraulikflüssigkeiten auf Mineralölbasis werden
üblicherweise nicht als Bremsflüssigkeit bezeichnet, schon allein um eine
gefährliche Verwechslung zu vermeiden.
Der Siedepunkt
beschreibt die Eigenschaft der versiegelten, neuen Bremsflüssigkeit.
Der Nasssiedepunkt
wird nach Zumischung von ca. 3,5 % Wasser gemessen und beschreibt
die Eigenschaft der auf Polyglykolen basierenden Bremsflüssigkeiten am Ende des Lebenszyklus.
Während der Benutzung wird der beschriebene Temperaturbereich vom Siedepunkt
bis zum Nasssiedepunkt beschritten.
United States Department of Transportation (DOT)
beschreibt Minimalanforderungen an Bremsflüssigkeiten in drei Klassen
(DOT 3, DOT 4, DOT 5). DOT 5 auf Silikonbasis und DOT 5.1
Nicht-Silikonbasis (Glykolbasis).
Parameter |
DOT 3 |
DOT 4 |
DOT 5 |
Siedetemperatur [°C] Neu |
≥ 205 |
≥ 230 |
≥ 260 |
Nasssiedepunkt [°C] alt (verbraucht) |
≥ 140 |
≥ 155 |
≥ 180 |
Bremsflüssigkeit
ist hygroskopisch, das heißt sie nimmt, beispielsweise aus der Luft
(Luftfeuchtigkeit), Wasser auf. Oft wird das Wasseraufnahmevermögen als
Nachteil der Bremsflüssigkeiten angegeben, doch dieses Verhalten der Flüssigkeit
ist notwendig, um sicherzustellen, dass niemals Wasser in Tropfenform im
Bremssystem vorliegt. Das aufgenommene Wasser wird vollständig gelöst, und
somit wird eine Tropfenbildung verhindert. Freie Wassertropfen führen zu
örtlicher Korrosion und würden bei niedrigen Temperaturen gefrieren. Auch
würden freie Wassertropfen schon bei ca. 100 °C verdampfen. Die so
entstehenden Dampfblasen würden, da sie kompressibel sind, einen sofortigen
Totalausfall der Bremsanlage zur Folge haben. Des weiteren würden freie
Wassertropfen bei Temperaturen unter dem Gefrierpunkt zu Eis erstarren und die
Bremsleitungen durch die Volumenvergrößerung gegebenenfalls zerstören.
Der Siedepunkt muss stets ausreichend hoch sein, um Blasenbildung bei
Erhitzung zu vermeiden. Aufgenommenes Wasser senkt den Siedepunkt. Ein zu hoher Wasseranteil (> 3 %) kann bei
zu starker Erhitzung der Bremsflüssigkeit zum Ausfall der Bremsanlage führen.
Wenn der Siedepunkt erreicht ist und das Bremspedal kurz losgelassen wird,
bilden sich Dampfblasen. Beim nächsten Betätigen des Pedals wird dann zuerst
die Dampfblase im System komprimiert, ohne Bremsdruck und damit Bremswirkung zu
erzeugen, was sich in einem „Durchfallen“ des Bremspedals äußert (das
Bremspedal kann bis zum Bodenblech durchgedrückt werden). Ein Nachtreten des
Pedals, kann bei einer undichten Bremsanlage in einigen Fällen hilfreich sein,
ist in diesem Fall zwecklos, da die Dampfblasen bei nachlassendem Druck sofort
wieder expandieren.
In
Bremsflüssigkeit gelöstes Wasser fördert die Korrosion innerhalb der
Bremsanlage, besonders zwischen Bremskolben und Bremszylinder. Durch Lochfraß
wird die Oberfläche des Bremszylinders beschädigt, so dass die Dichtmanschetten
der Bremskolben nicht mehr abdichten können. Austretende Bremsflüssigkeit
gelangt so auf die Bremsbeläge und führt zu einem drastischem Verlust der
Bremswirkung. Im Endstadium klemmen die betroffenen Bremskolben in den
Zylindern und die Bremse geht fest.
Bremsflüssigkeit ist gesundheitsschädlich und reizt Haut und Augen.
Beim Umgang damit
sind Schutzhandschuhe und Schutzbrille zu tragen. Weiterhin kann
Bremsflüssigkeit Lack und Kunststoffteile angreifen und deshalb sollten Flecken
auf Lack und Stoßstange oder Reifen sofort mit reichlich Wasser entfernt
werden. Verbrauchte Bremsflüssigkeit gehört in den Sondermüll.
Da der
Wasseranteil der hygroskopischen Bremsflüssigkeit mit der Zeit steigt, sehen
viele Wartungspläne unabhängig davon alle zwei Jahre den Austausch der
Bremsflüssigkeit vor, unabhängig von der Benutzung des Fahrzeugs.
Mischen von Bremsflüssigkeit
Das Mischen von
DOT-3- und DOT-4-Bremsflüssigkeit ist möglich, aber nicht zu empfehlen, da
DOT 4 aggressiver ist. Nicht
alle Gummidichtungen im DOT-3-Bremssystem sind auf DOT 4 ausgelegt,
das heißt, sie können aufquellen, was zum Ausfall des Bremssystems führen kann.
Generell sollte
die Bremsflüssigkeit in das Bremssystem eingefüllt werden, welche auf dem
Deckel des Ausgleichsbehälters spezifiziert ist oder für die eine Freigabe des
Fahrzeugherstellers vorliegt.
Um eine zu DOT 3 und DOT 4 kompatible Bremsflüssigkeit mit
DOT-5-Spezifikationen zu erhalten, wurde die Bremsflüssigkeit DOT 5.1 auf
Glykolbasis entwickelt. DOT-5-Bremsflüssigkeit
(Silikonbasis) darf mit keiner Bremsflüssigkeit eines anderen Typs gemischt
werden. Speziell bei der Mischung von Bremsflüssigkeiten mit
Bremsflüssigkeiten auf Mineralölbasis LHM
können Dichtungen im Bremssystem beschädigt werden.